Mara Loytved-Hardegg

Überzeichnete Fotos und Collagen (1988–2003)

Arbeiten auf Fotos und mit Fotofragmenten

Dürer-Collagen, Mischtechnik auf Pappe, je 21 x 14 cm, 1991

… In den Dürer-Collagen, entstanden 1991, beschäftigt sich die Künstlerin mit dem christusähnlichen Selbstbildnis Albrecht Dürers von 1500 in der Alten Pinakothek in München. … Dem frontalen Antlitz „aus der Maß gemacht“ (wie Dürer sich ausdrückt), also nach strengen mathematischen Regeln konstruiert, liegt ein Bildschema zugrunde, das bis in die Byzantinische Malerei zurückreicht. Der Maler adaptierte für sein eigenes Abbild ein Christusschema – letztlich das als authentisch geltende Abbild des Erlösers, wie es sich der Überlieferung nach im Schweißtuch der Veronika abdrückte. Überraschenderweise kann Mara Loytved-Hardegg belegen, dass Dürers Münchner Selbstbildnis keinesfalls symmetrisch angelegt ist. Jeder Mensch verfügt über zwei verschiedene Gesichtshälften… Dürers konstruiertes Frontalbildnis zeigt eine ausgeprägte Rechtshälfte und ein von ihr merklich abweichendes Linksgesicht. Mit solchen gestaltphysiologischen Phänomenen beschäftigte sich die Künstlerin in den vergangenen Jahren intensiv. Erinnert sei an den Selbstbildnis-Zyklus „selbst-gleich / selbst-ähnlich“. … Zum Verständnis von Dürers Münchner Selbstbildnis sind ihre neuen Collagen ein bemerkenswerter Neuansatz …

 

Matthias Mende: „Vom Kreis aus freier Hand“. Zeichnungen und Dürer-Collagen von Mara Loytved-Hardegg im Stadtmuseum Fembohaus, Nürnberg 1992, in: MonatsAnzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Mai 1992

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