Eyes,
penetrate the dark to
find the light!
Das, was die „drei Schwarzen“ versprechen, ist das Ereignis ihrer Verwandlungen im wechselnden Tageslicht.
Am frühen Morgen, wenn die drei noch im Halbschatten dahindämmem, gibt es scheinbar nichts, was sie voneinander unterscheidet: in Farbe und Leim getränkte Tüten. Alles schwarz. Die auf dem Kopf hängenden Tütenhenkel sagen, woher sie kommen: aus einem italienischen Supermarkt. Aber dies zu wissen, ist nicht wichtig. Erst bei einem bestimmten Stand der Sonne zeigt das Licht, was die „Schwarzen“ voneinander unterscheidet.
Um die Mittagszeit schimmert über den ersten ein weißer Schleier. Im Sehwinkel von 45° flackert beim zweiten ein schamhaftes Rot auf, das sich, bei einer weiteren Bewegung des Betrachters hinter einer schwarzledernen Falte versteckt. Das dritte zeigt erst am Nachmittag, was es zu bieten hat: schwitzende Hautfetzen bis an die Ränder der Tütenfalten und sonst nichts. Jetzt wäre es Zeit, den Blick abzuwenden. Ein schwarzer Sog hält mich. Ich warte, bis die Sonne sich hinter dem Berg verkrochen hat. Und dann tut das dritte so, als wäre nichts gewesen. Beim zweiten entdecke ich jetzt ein verschämtes Blau und ein vorlautes Gelb, und über den weißen Schleier des ersten hat sich ein seriöses Grau gelegt.
Das erste ist am Abend etwas älter geworden. Das zweite zeigt eine unerwartete Heiterkeit, und das dritte kennt kein Lächeln. Darin liegt ihr Geheimnis: sie geben, was wir als Betrachter bereit sind, mitzubringen: eine unvoreingenommene Leere, Zeit und das Spiel des wechselnden Tageslichtes. Nur so ist ihnen auf die Spur zu kommen.
Rosemarie Blank