Mara Loytved-Hardegg

Biografie

1942  geboren in Nürnberg. Lebt und arbeitet in Berlin und Palazzone (Italien)

1962–1964   Studium der Freien Grafik bei Fritz Griebel an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg

1964–1966  Studium der Malerei bei Hermann Bachmann an der Hochschule für Bildende Künste Berlin (Bilderserie „Beschädigte Autos“)

1966–1968   Studium in Paris an den Beaux Arts und der École Superieure des Arts Décoratifs, u.a. Bühnenbild bei Félix Labisse

1968  Studium an der Akademie der Bildenden Künste München (Kunstpädagogik) und Philosophie an der Universität München

1969  Künstlerisches Staatsexamen

1969/70  erste gegenstandslose, „konstruktive“ Bilder

1971/72  Experimentelle S-8-Filme „Bewegung als Illusion, Gleichzeitigkeit durch Bewegung“ (München/Nürnberg)

1973–1977  Herstellung von Objekten und Räumen mit Mischungen reflektierender Farben (Farbschatten)

1977–1982  Autoren-Galerie im eigenen Atelier in Nürnberg, gegründet mit Joe Brearley

1978–1979  Aufenthalt in London, „Gestuelle“ Buntstiftzeichnungen als Farb-Bewegungsspuren („Mandalas“), Gastdozentin an der Byam Shaw School of Art

seit 1983  Mitarbeit an mehreren Filmen von Rosemarie Blank,

große Doppelbilder und Malaktionen

1984/87  Raumbezogene Arbeiten („Spurensuche“), Arbeiten in Räumen verlassener Häuser in Italien

1990/91   „Schattenstücke“, große, dunkle Materialbilder und Installation zu „Ringbahn Nürnberg“

1993   Mitarbeit an der Montage des Spielfilms „Rit over de grens“ von Rosemarie Blank, Amsterdam

große gelbe Farbbilder, ausgehend von der klassischen Labyrinthform

1994/97   Bearbeitete Fundstücke

1995   Installation „Englischer Gruß“, Lorenzkirche Nürnberg

1999   Redaktionsarbeit mit Elisabeth Bala an der Ausgabe „Bildende Künstlerinnen“ der Zeitschrift für interkulturelle Frauenalltags-Forschung von Frauen in der Einen Welt (FidEW); seither Mitglied bei FidEW

1997–2000   große blaue Bilder, Flugzeugbilder

2002   Dunkle Bilder „Das Schwarze ist die Welt“ (nach einem Kinderbild von 1947)

2004–2011   „as a child“, Konzeptionelle Serie von Kinderbildern nach alten Fotos, „Guckkästen“ für das Projekt „Sehen und Gesehenwerden“, Videoinstallation „Ich sah die Schlange im Garten“

2008   Rückkehr nach Berlin, Bilder „Stadtstücke“

seit 2011   Bilder und Installationen zu „Geschichtete Orte“

2015   Video „Mein Vater-der Held“ (Vimeo, 8 Minuten) und lange Filmversion auf DVD „Der Unterschied zwischen gestern und heute“

seit 2009   Mitglied im bbk Berlin

seit 2019   Mitglied im VdBK 1867 (Verein der Berliner Künstlerinnen)

 

Lehrtätigkeiten

Fachoberschule für Gestaltung und Fachhochschule für Visuelle Kommunikation, Nürnberg,

APAKT (Kunsttherapie), München

 

Auszeichnungen/Stipendien

1966 Stipendium des Deutsch-französischen Jugendwerks für Séguret/Südfrankreich

1966–1967 Stipendium des DAAD für Paris

1968 Preis für Malerei des Centre Culturel International de la Cité Universitaire, Paris

1977/78 Arbeitsstipendium des Kulturkreises im BDI (Bund Deutscher Industrieller)

2001 Zuschlag für Wandgestaltung in der Jakobskirche Nürnberg

2020 nominiert für den Marianne Werefkin-Preis, Berlin

Ein Lebenswerk – wie nähert man sich dem, ohne in etwas billige Metaphern, zum Beispiel Malerin des Unsichtbaren, auszuweichen? Der Werkbestand eines Malerlebens lässt sich selbstverständlich diachron aufarbeiten. Es gibt Arbeitsphasen, Ortswechsel, biografische Stationen genug, vor allem gibt es ausreichend Brüche – Neuansätze, die einem die Frage stellen, welche andere Person einem da entgegentritt: andere Technik, andere Materialien, Übertritt in die dritte Dimension oder Übergänge von Bild zu Raum und Haus, von Bild zu Körper, von Zeichnung zu Aktion.

Zugleich ist der Verlauf eingebettet in die Lebensgeschichte einer Generation, die – Kinder des Krieges – mitten im Prozess der Selbstfindung von der deutschen Geschichte eingeholt wurde und seitdem weiß, dass nichts vergangen ist, sondern in uns steckt und immer neu herausgeholt und mit weitergehender Geschichte konfrontiert sein will, von den Abenteuern der Neuen Linken und bleiernen Jahren Westdeutschlands bis zur Wende und dem Eintritt noch der individuellsten Schicksale in die Dynamik globaler Verunsicherung.

Doch je genauer man hinsieht und das Werk als Ganzes vor Augen hat, desto deutlicher wird einem auch, wie unterhalb der offensichtlichen Umbrüche und Neuansätze etwas Verbindendes durchläuft. Es ist das, was jede einzelne Phase ernährt. Und es ist dieser Strom, der, von frühesten Kindheitserfahrungen ausgehend, die Malerin voranbewegt und das Werk auf den Punkt malerischen Gelingens getrieben hat. In der Tat also ein Lebenswerk, eines, das immer neu sein geheimes Zentrum umkreist, Farb- wie Lebensschicksal und Generationswerk.

 

Dieter Hoffmann-Axthelm (aus: „Mara Loytved-Hardegg – Das Lebenswerk“, 2016, in „50 Jahre Malerei“)